Sie entsetzten sich aber alle und wunderten sich und sagten: Seht! Sind nicht alle, die da reden, aus Galiläa? Und wir hören sie in unserer je eigenen Muttersprache! […] Andere aber spotteten und sagten: sie sind betrunken von süssem Wein. (Apostelgeschichte 2,7-8.13)
Eigentlich ist es ja so einfach: jemand spricht, jemand anderes hört zu – und versteht. Auch in der Geschichte, die Lukas uns über das sogenannte Pfingstwunder erzählt, ist das so – wenn da nicht noch die Fremdsprachen wären. Das macht es etwas komplizierter.
Die Leute, die da reden, haben nämlich die Sprache, die sie gerade sprechen, nie gelernt. Ihre Muttersprache ist das Aramäische, das in Galiläa gesprochen wird, von wo sie herkommen. Was aber jetzt von ihnen zu hören ist, sind Sprachen aus dem ganzen Mittelmeerraum.
Umgekehrt hätten die Leute aus dem Publikum wohl Mühe mit dem Aramäischen gehabt. Sie kommen ja von weit her und bringen ihre je eigene Sprache mit. Was sie aber jetzt hören, ist genau dies: ihre eigene Sprache aus dem Mund derer, die diese Sprache eigentlich gar nicht beherrschen.
Kein Wunder, dass sie sich wundern – ein Wunder aber, dass auf so komplizierte Weise ein Verstehen zustande kommt.
Aber vielleicht sollten wir vorsichtig sein. Vielleicht ist Verstehen immer komplizierter als man denkt. Viel einfacher ist es, denen, die auf jede erdenkliche Weise verstanden werden wollen, Besoffenheit zu unterstellen.
O öffne du die Herzen / der Welt und uns den Mund,
dass wir in Freud und Schmerzen / das Heil ihr machen kund.
(Kirchengesangbuch Nr. 511)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer
Heid Meier Huber meint
„Aber vielleicht sollten wir vorsichtig sein. Vielleicht ist Verstehen immer komplizierter als man denkt. Viel einfacher ist es, denen, die auf jede erdenkliche Weise verstanden werden wollen, Besoffenheit zu unterstellen.“
Welch berührender Gedanke – und welch treffende Liedzeile dazu!