Alle sollen eins sein: Wie du, Vater in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. (Johannes 17,21)
Der Verfasser des Johannesevangeliums lässt Jesus in seinem grossen Abschiedsgebet um Einheit seiner Getreuen beten; wohl aus der bitteren Erfahrung, dass bereits die Christenheit seiner Tage in heftige und unfruchtbare Debatten und Streitereien verwickelt war. Es ist heute nicht anders.
Interessant ist, woher der Vers die Einheit bezieht: Nicht etwa aus einer einheitlichen Lehre, der sich alle unterzuordnen hätten, sondern indem die Christinnen und Christen «in uns», «in Jesus und seinem himmlischen Vater» sind. Einheit entsteht dann, wenn Menschen sich so fest auf Gott einlassen, dass nur noch die Beziehung zum einen Gott wichtig ist. Und plötzlich werden all die Fragen, die Kirchen und christliche Gemeinschaften dazu benutzen, um sich gegenseitig voneinander abzugrenzen, unwichtig. Es zählt nur noch Gott und weder Recht haben noch Macht.
Dies tönt nach einer Illusion, ich weiss. Aber sie gefällt mir.
Ewiger Gott
Schenke du deiner Kirche auf Erden
Einheit und Frieden.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer