Durch ihn (Jesus) also lasst uns Gott allezeit das Opfer des Lobes darbringen, nämlich die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Vergesst nicht, Gutes zu tun und vernachlässigt nicht die Gemeinschaft; denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen. (Hebräerbrief 13, 15-16)
Bei uns hat der Begriff «Opfer» einen unangenehmen Beigeschmack. Meistens verwenden wir ihn im Sinn von Unfallopfern oder von Opfern von einem Verbrechen, nicht zuletzt im Zusammenhang von sexuellem Missbrauch. Und es ist wichtig, so weit wie möglich zu verhindern, dass Menschen in diesem Sinn zu Opfern werden.
Manchmal spricht man auch davon, etwas zu opfern, um etwas anderes zu erhalten oder zu fördern. Das kann beides sein, problematisch oder sinnvoll, je nachdem, was man erreichen möchte und was man dafür aufgibt.
In der Antike war Opfern ein weit verbreiteter religiöser Akt. Man gab Gott (oder in anderen Völkern einem der Götter) gewissermassen etwas zurück um ihm zu danken oder auch um ihn freundlich zu stimmen. Hier knüpft der Hebräerbrief an. Aber er deutet das Opfer neu. Statt ein Tier oder Esswaren zu opfern, soll man «die Frucht der Lippen», also Gebete oder Lieder «opfern».
Und dann wird der Bereich der ausdrücklich religiösen Handlungen verlassen. Es geht in das praktische Leben, den Alltag. Hier soll man Gutes tun und Gemeinschaft pflegen. Da kann es auch einmal dazugehören, auf etwas (und sei es nur ein Wunsch) zu verzichten, es zu «opfern».
Statt eines Gebets:
Er (Jesus) antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
(Matthäus 22, 37-39)
Brigitta Josef, Pfarrerin