Ein Sämann ging hinaus, um seinen Samen auszusähen. […] Und ein anderer Teil fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfache Frucht. (Lukas 8,5+8)
Damit der Text nicht zu lang wird, habe ich zwei Verse ausgelassen. In ihnen wird berichtet, was mit den Samen geschieht, die auf ungünstigen Boden gesät werden: Die Pflanzen gehen ein.
Mein Gärtnerverstand sagt mir aber, dass dies alles nicht so einfach ist. Längst nicht jede Pflanze, die auf guten Boden gesät wird, bringt überragende Frucht. Manche kümmern und bleiben klein und unscheinbar. Manche schaffen es auch unter widrigsten Umständen sich zu behaupten, auch wenn sie dann sicher keinen hundertfältigen Ertrag abwerfen. Man sieht ihnen an, unter welchen Umständen sie gross geworden sind, aber sie sind gross geworden.
Das Gleichnis vom Sämann verleitet zum Schwarz-Weiss-Denken. Top oder Flop. Die Wirklichkeit ist vor allem eines: grau. Es gibt so viele Leben wie es Menschen gibt. Es gibt so viele Arten, sich auf Gott einzulassen und mit Gott zu leben, wie es Menschen gibt. Es gibt prächtige Pflanzen und kümmerliche, ertragreiche und solche, die wenig zu bieten haben. Und jede ist von Gott geliebt.
Ewiger Gott
Du nimmst uns Menschen an so, wie wir sind.
Hilf mir, nicht mutlos zu werden, wenn mir nicht alles so gelingt, wie ich das gerne hätte.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer