Rut antwortete: «Dränge mich nicht, dich zu verlassen und umzukehren! Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.» (Rut 1,16)
Vordergründig ist die Geschichte der Rut eine anrührende Geschichte über eine Schwiegertochter, die mit ihrer Schwiegermutter zusammenbleibt: Was auch immer geschieht, ich lasse dich nicht allein! Schon das ist eine schöne Botschaft.
Wahrscheinlich ist da aber noch Hintergründigeres versteckt. Rut, die Nicht-Israelitin wird in der Geschichte als Grossmutter des grossen Königs David vorgestellt. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die Geschichte in einer Zeit geschrieben wurde, als die Mächtigen in Israel grössten Wert darauf legten, dass Israeliten nur Israelitinnen heirateten, keine Fremden. Aber ausgerechnet eine solche Fremde zeigt in dieser Geschichte ein mustergültiges moralisches Verhalten und wird zur Stammmutter des israelitischen Königshauses. Auch das ist eine bemerkenswerte Botschaft.
Ewiger Gott
Öffne meine Augen,
dass ich Menschen sehe und nicht Vorurteile.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer