Und die Taube kam zu Noah um die Abendzeit, und siehe: ein abgerissenes Olivenblatt war in ihrem Schnabel. Und Noah erkannte, dass die Wasser leicht waren über der Erde. (Genesis 8,11).
Auf der Suche nach der Leichtigkeit des Seins unter der Last des Unerträglichen aus aller Welt finde ich in der Bibel ein schönes Wort.
Es bedeutet im Grund so etwas wie leicht sein, flink und flüchtig sein. In diesem Sinn erscheint es zuerst in der Geschichte von der grossen Flut. Nachdem die schweren Wassermassen alles Leben zum Erliegen gebracht haben, ziehen sie sich zurück und geben der Erde ihre Leichtigkeit zurück. Wie die flatternde Taube erhebt sich das Erdrückende und erlöst die Welt von seinem Gewicht.
Diese Leichtigkeit ist von einer wunderbaren Poesie – die allerdings nicht ohne Schatten ist: aus dem Leichten wird schnell das Allzuleichte, das Geringe und Un(ge)wichtige und in diesem Sinn dann auch das moralisch Fragwürdige. Wir begegnen ihm in unserer Sprache etwa im Bild des «leichten Mädchens».
Kurz nach der Erlösung der Erde begegnet uns die Leichtigkeit in diesem Sinn. Gott verspricht, die Erde niemals mehr «gering zu machen», sie niemals mehr zu «verfluchen» um des Menschen willen, wie es dann in unseren Übersetzungen heisst.
So bleibt das Gewicht der Welt ungeachtet aller menschlichen Bosheit im Einklang mit der Befreiung vom Bedrückenden.
Geht in der Kraft, die euch gegeben ist:
einfach, leichtfüssig, zart.
(Kirchengesangbuch Nr. 331)
Hansueli Hauenstein