Glücklich sind die Sanftmütigen, denn ihnen wird das Land zukommen. (Matthäus 5,5)
Wenn in der Zeit, als Jesus lebte, von «dem Land» die Rede war, dachte man dabei weder an die Landwirtschaft, noch an fremde Nationen. Gemeint war das eigene Land, der Ort, wo die Menschen wohnten, zu denen Jesus sprach.
Diese Welt war ihnen in früherer Zeit als das «verheissene Land» von Gott zugesprochen worden: ein Ort, wo die Sorgen um das tägliche Leben und die Angst vor Unrecht und kriegerischen Bedrohungen ein Ende fänden. Die spätere Wirklichkeit sah dann allerdings (und sieht bis heute) anders aus.
Deshalb macht es Sinn, wenn Jesus (oder Matthäus) auf die Verheissung ihrer Bibel zurückkommen und sie erneuern. Nein, die Welt war auch damals schon alles andere als ein Ort, wo «die Elenden ihre Lust haben an der Fülle des Friedens», wie im Psalm 37 das verheissene Land beschrieben wird.
Jesus stellt den Menschen, zu denen er spricht, ihr eigenes Land als eines in Aussicht, in dem sie jetzt noch nicht leben. Zugleich präzisiert er den Kreis der Menschen, denen diese Verheissung gilt. Im Psalm sind es die Armen; die, die auf Gott hoffen, von ihm gesegnet sind, ihn in Ehren halten und seinen Weisungen nachleben. Das alles lässt Jesus stehen und ergänzt es mit einer Eigenschaft, die er auch sich selbst zuschreibt: der Sanftmut, der Demut, der Bescheidenheit – dem Gegenteil von Gewalt, Gier und Rechthaberei.
Solchen Menschen kommt die geborgene, bergende Welt zu, nach der wir uns sehnen.
Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land?
Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?
(Kirchengesangbuch Nr. 213)
Hansueli Hauenstein