Denn wir haben nichts in die Welt mitgebracht und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen. (Timotheusbrief 6,7)
Eine Volksweisheit sagt: «Das letzte Hemd hat keine Taschen.» Das wusste auch schon der Verfasser des 1. Timotheusbriefes. Bei der zweiten Aussage dieses Verses würde ich ihm aber nur beschränkt zustimmen. Wir bringen zwar tatsächlich ausser unserem Hunger und unserem Geschrei nichts mit auf die Welt. Doch kaum sind wir auf der Welt, haben die einen viel, die anderen wenig, je nachdem in welchem Land und in welche Familie hinein wir geboren werden.
Offensichtlich gibt es in der Gemeinde, an die der Verfasser schreibt, Streit wegen Reichtum und Habgier, darum die Ermahnung im Brief zur Bescheidenheit und Zurückhaltung. Und ja, wahrscheinlich schadet es nichts, wenn wir uns gerade in der Schweiz immer wieder einmal bewusst werden, wie viel uns geschenkt wurde, bevor wir auch nur einen Finger gekrümmt haben, nicht nur durch unsere Eltern, sondern auch durch die Generationen davor; nicht nur durch die eigene Familie (die es vielleicht sogar nicht getan hat), sondern durch die ganze Gesellschaft.
Das macht bescheiden und hilft, die eigenen Verdienste – im übertragenen Sinn wie in Geldform – im richtigen Licht zu sehen.
Gütiger Gott
Du schenkst uns, was wir brauchen.
Hilf uns, davon weiterzugeben.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer