Tod, wo ist dein Sieg, Tod, wo ist dein Stachel? (1. Korintherbrief 15,55)
Ich halte eine Beerdigung in einem weitläufigen, hellen Raum, der eher an eine Aula als an eine Kirche erinnert. Das Publikum vor mir ist spärlich und mit sich selbst beschäftigt. Da sehe ich etwas abseits in einer hinteren Stuhlreihe einen stattlichen Herrn mittleren Alters. Er trägt einen tadellosen schwarzen Anzug, eine schöne Krawatte und eine Brille mit dunklem Rahmen. Entfernt erinnert er mich an einen Professor, den ich während des Studiums für seine respektvolle und freundliche Art überaus schätzte.
Ich weiss, der dort sitzt, ist der Tod. Ich unterbreche meine Rede, schaue in meine Unterlagen und gehe damit nach hinten zu dem vertraut wirkenden Fremden. Er schaut mich an, als hätte er mich erwartet. Als ich ihm mein Manuskript zeigen und zu einer Erklärung ansetzen will, fängt er an zu lachen, so herzlich und freundlich, dass ich nicht anders kann, als einzustimmen. Raum und Anlass um mich herum lösen sich auf, und ich erwache, immer noch lachend.
Wer chlopfed a mi Chamerwand?
En fini Hand. En lindi Hand.
En Stimm frogt: «Chausch mi bruche?
I bi nid vo de Ruche!»
(Sophie Haemmerli-Marti, Brüeder Tod)
Hansueli Hauenstein