Und nun habe ich eine Bitte an dich. Damit schreibe ich dir kein neues Gebot. Es ist vielmehr dasselbe, das wir von Anfang an gehabt haben: Wir sollen einander lieben. Die Liebe besteht darin, dass wir unser Leben nach Gottes Geboten führen. (Johannesbrief 5.6a)
Der lateinische Kirchenvater Augustinus schrieb: «Liebe, und tue was du willst.» Er wollte damit sagen: «Wenn wir die richtige Haltung haben – die Liebe – dann müssen wir uns nicht den Kopf über Weisungen und Gebote zerbrechen, um gut zu handeln. Wer aus der Liebe handelt, handelt mit Sicherheit gut.
Für den Verfasser des 2. Johannesbriefes aber besteht die Liebe gerade darin, Gottes Gebote zu erfüllen. Ein Widerspruch? Jein! Denn für Augustinus war natürlich klar, dass wer wirklich aus der Liebe handelt die Gebote Gottes ganz automatisch erfüllt, selbst wen er oder sie diese gar nicht kennt.
Etwas Vorsicht ist allerdings bei der Liebe geboten. Ist, das, was ich meine, dass es Liebe sei, wirklich uneigennützige Liebe? Und wo verstecken sich hinter der Liebe, die ich vor mir her trage meine eigenen, höchst eigennützigen Bedürfnisse und Begehren? Da helfen die guten alten Gebote so wie eine Sehhilfe, um die wahre Liebe zu erkennen und allenfalls meine versteckten Absichten aufzudecken. Und manchmal hilft auch die Liebe, die Lieblosigkeit eines der alten Gebote zu entlarven.
Ewiger, liebender Gott
Lass mich erfahren und erkennen,
dass ich von dir geliebt bin.
Hilf mir aus dieser Liebe zu handeln
und für andere Menschen da zu sein.
Michael Rahn, Pfarrer