Wer sein Leben zu retten sucht, wird es verlieren, und wer es verliert, wird es erhalten.
(Lukas 17,33)
In einem Film, der gegenwärtig in den Kinos läuft, finden Louis und Igor per Zufall zu einer eigenartigen Männerfreundschaft. Louis ist ein erfolgreicher, etwas müde gewordener Bestattungsunternehmer, der seinen Zynismus nur noch notdürftig hinter einer anbiedernden Kundenfreundlichkeit versteckt. Igor lebt seit seiner Geburt mit einer spastischen Behinderung, trägt Gemüse aus und liest mangels Mitmenschen Unmengen von Büchern.
Nach ihrer ersten, ziemlich unsanften Begegnung kommt Louis auf seine Berufsmüdigkeit zu sprechen. Aber Bestatter seien doch wichtig für die Trauernden, meint der einfühlsame Igor. Schon möglich, antwortet Louis, aber die Friedhöfe seien voll von unersetzlichen Menschen.
Die Doppeldeutigkeit des Wortspiels geht im weiteren Geschehen fast verloren. Dabei ist sie von entwaffnender Treffsicherheit. Wer sich in seiner Lebens- und Arbeitswut unersetzlich glaubt, wird sich unversehens unter der Erde wiederfinden (falls dieser Ausdruck hier erlaubt ist). Für die Hinterlassenen bekommt die Unersetzlichkeit dann – wenn überhaupt – einen ganz anderen Sinn, nämlich einen, der eingewoben ist in Trauer.
«Presque» heisst der Film – Beinahe. Wer das Leben liebt, wird ihn mögen.
Der Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht;
nur Du allein wirst bleiben.
(Kirchengesangbuch Nr. 554)
Hansueli Hauenstein