Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, um ihres vielen Redens willen erhört zu werden. (Matthäus 6,7)
Beten ist konzentriertes äusseres oder inneres Sprechen, eine Sprachbewegung, die sich im Raum des Dialogs entfaltet, der uns von Geburt an umgibt. Wesentlich dafür ist weder der religiöse Inhalt, noch das Befolgen religiöser Bräuche in Haltung und Gestik, sondern die Öffnung des eigenen Ichs auf ein Du hin, das im Vorgang des Betens selbst immer schon anwesend ist.
Andere Sprachformen wären die Diskussion, der Vortrag, der Befehl, die Belehrung oder das Geschwätz, auch wenn alle diese Formen des sich Äusserns im Gebet ebenfalls mitschwingen mögen.
Themenwechsel: Seit meiner Kindheit bin ich gewohnt, die Nachrichten im Radio zu hören. Sie begannen früher mit einem akustischen Signal und einer Ansage. Danach folgte ein konzentrierter, sachlicher Monolog, der mich genau in dieser Gestalt als Hörer meinte und erreichte.
Heute macht die Moderatorin der vorherigen Sendung den Einstieg und übergibt dann dem Nachrichtensprecher, den sie beim Vornamen nennt und munter begrüsst. Danach folgt an Stelle des konzentrierten Sprechens ein gekünstelt-lockeres Zwiegespräch, das zusätzlich durch musikalische Signale unterlegt und gerahmt wird.
Das alles, dünkt mich, ist mit der Hoffnung der Medienverantwortlichen verknüpft, um ihres vielen Redens willen erhört zu werden.
Womit wir wohl wieder beim Thema wären.
Drauf sprech ich fröhlich: Amen.
(Kirchengesangbuch Nr. 669)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer