Als sie auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen Abel, seinen Bruder, und tötete ihn. (Mose 4,8)
Das erste, was in der Bibel erzählt wird, nachdem die Menschen das Paradies verlassen mussten, ist, dass Kain seinen Bruder Abel totschlägt.
Wir können davon ausgehen, dass in den ersten Kapiteln der Bibel nicht einfach ein paar fromme Geschichten erzählt werden, sondern dass die Erzähler uns hier zeigen, wie die Welt ihrer Meinung nach ganz grundsätzlich funktioniert: Wir leben nicht im Paradies, das Leben ist voll Mühsal und Beschwerden; und ja, Menschen – sogar Brüder – töten einander. Nicht dass der Erzähler das gutheisst, er stellt einfach fest: es ist so.
Man kann diese Weltsicht pessimistisch nennen oder auch schlicht realistisch. Und Gott hält am Ende der Geschichte auch seine Hand über den Mörder Kain und verspricht ihm seinen Schutz. Es ist eine der wesentlichen Aussagen der biblischen Urgeschichte, dass Gott die Menschen trotz all ihrer Fehler und trotz aller Gewalt, die von ihnen ausgeht, nicht sein lässt. Auch wenn sich an dieser Gewalt als solcher wenig ändern lässt.
Gott
Vieles, was in dieser Welt geschieht,
lässt uns fassungslos und ratlos zurück.
Hilf du uns, daran nicht zu verzweifeln.
Hilf du uns, deiner Zuwendung zu trauen.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer