In ihrem Starrsinn stiegen die Israeliten auf die Höhe des Gebirges hinauf. […] Da kamen die Amalekiter und die Kanaaniter, die dort im Gebirge wohnten, herunter und schlugen die Israeliten und zersprengten sie bis nach Horma. (4. Buch Mose 14,44-45)
Von der ersten menschlichen Kriegshandlung überhaupt berichtet die Bibel mit bemerkenswerter Nüchternheit. Auf ihrem Expansionskurs ins gelobte Land stossen «die Israeliten» auf unerwarteten Widerstand. Die dort seit jeher ansässige Bevölkerung schlägt die Invasion zurück.
Da ist noch nichts zu hören von Heldenepen und göttlicher Feldherrenschaft. Statt mit dem Grössenwahn späterer Eroberungsberichte beginnt die früheste Kriegsberichterstattung eher kleinlaut: keine geistbewegten Führer, keine flatternden Fahnen, keine jugendlichen Helden, nur Niederlage und Zersprengung.
Das Kernstück aller kriegerischen Handlungen, die organisierte und uniformierte Einheit, löst sich auf und mit ihr die Illusion, Machthunger und Befehlsketten würden eine Zukunft schaffen. Tatsächlich wird damit ein Geflecht von Gewalt angezettelt, aus dem es offensichtlich kein Entrinnen gibt.
Wir tun gut daran, dieses Vorzeichen biblischer Kriegsberichte ernst zu nehmen. Krieg ist menschliche Verblendung und Erbärmlichkeit, mehr nicht.
’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!
(Matthias Claudius)
Hansueli Hauenstein