Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. (Hebräer 4,12)
Dieser Vers macht wenig Lust, sich näher auf ihn einzulassen. Mit zweischneidigen Schwertern wollen wir in der Regel möglichst wenig zu tun haben, schon gar nicht, wenn sie auf uns gerichtet sind.
Aber was ist «Wort Gottes» überhaupt? Klassisch reformierte Theologie würde sagen: die Bibel. Und sogleich muss man kritisch anfügen: Die Bibel ja, aber nicht die Auslegung des Pfarrers oder der Pfarrerin. Es steht niemandem zu, mit der Bibel in der Hand auf andere loszugehen, als wäre sie ein Schwert. Dass dies immer wieder geschieht ist vielleicht eines der grössten Hindernisse, die man überwinden muss, um sich auf diesen Vers einzulassen.
Aber wer sich gerade auch auf solche Stellen aus der Bibel einlässt (und nicht eh schon immer weiss, was die Bibel sagt), wird immer wieder einmal erschrecken; über sich selbst, über die eigenen Überheblichkeiten und Unzulänglichkeiten, über Vorurteile und Selbstgenügsamkeit. Das ist schmerzhaft. Es kann aber auch heilsam sein. Und wem, wenn nicht Gott, dürfen wir auch diese Seiten an uns zeigen?
Barmherziger Gott
Wir dürfen ganz vor dich kommen;
auch mit unseren Schwächen;
auch mit unserem Schmerz über diese Schwächen.
Dafür danken wir dir.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer