Geheiligt werde dein Name! (Matthäus 6,9)
Der Name ist der Teil eines Lebewesens, der ausdrückt, dass es in einer Beziehung zu andern steht, die diesen Namen kennen, die ihn mit diesem bestimmten Gegenüber verbinden und die ihn brauchen können, um sich an dieses Gegenüber zu wenden. Der Name ist Ausdruck des Lebens in Beziehung. Gäbe es nur mich allein, wäre ein Name sinnlos.
Der Name Gottes ist demnach der Aspekt des Göttlichen, der sich den Menschen erschliesst und zu dem sie in einer Beziehung stehen.
Diese Beziehung ist durchaus nicht immer rosig und romantisch. Beziehungen können ausserordentlich mühsam, korrupt, belastend und zum Verrücktwerden sein. Sie lassen sich wie sonst kaum etwas als Mittel zum Zweck manipulieren. Sie können durchtränkt sein von Lüge, Neid und Gewalt. Einen Namen kann man nicht nur liebevoll flüstern. Man kann ihn auch als Waffe verwenden, indem man ihn brüllt, ihn mit Schimpfnamen versieht, ihn in den Dreck zieht, ihn lächerlich macht.
Dass Gott einen Namen hat, bedeutet, dass «er» uns als sich selbst nahe ist. Es bedeutet aber auch, dass «er» sich uns ausliefert: unserem Geltungsbedürfnis, unserer Herrschsucht und unserem Bedürfnis, «ihn» für unsere Zwecke einzuspannen. Die Geschichte – auch die Kirchengeschichte! – zeigt, dass wir dieser Versuchung selten widerstanden haben.
Das Gegenteil zu diesem Missbrauch wäre, den Namen Gottes zu «heiligen».
Wie das genau gehen soll und wie das auch mit anderen Namen möglich wäre, überlasse ich Ihrem Weiterdenken und Ihrer Phantasie. Wenn Sie eine Antwort gefunden haben, können Sie sie mir ja schreiben. Ich habe einen Namen und eine Adresse.
Gott, erhöh deins Namens Ehr;
wehr und straf der Bösen Grimm;
weck die Schaf mit deiner Stimm,
die dich lieb haben inniglich.
(Huldrych Zwingli, Kirchengesangbuch Nr. 792)
Hansueli Hauenstein