Seh ich deine Himmel, die Werke deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt hast: Was ist das Menschenwesen, dass du seiner gedenkst – das Erdenkind, dass du dich seiner annimmst? (Psalm 8,4-5)
Es wird Abend und die Welt ringsum wird dunkel. Die Menschen sind müde. Die, die es können, legen sich schlafen und versinken in ihren Träumen. Andere bleiben wach, ruhelos, und fragen sich, was der nächste Tag ihnen noch zumutet an Einsamkeit, an Heimat- und Lieblosigkeit. Wieder anderen rauben Schmerzen den Schlaf. Einige finden Ruhe im Gebet. Einige verzweifeln.
Über ihnen allen wölbt sich der Nachthimmel, leuchten die Sterne, auch die, die sich hinter dunklen Wolken verstecken. In ihr fernes Licht, in ihre unendliche Weite, sind Not und Zweifel eingehüllt. Dort finden unsere Träume Raum: die Träume von der Liebe, die uns begegnet und trägt; vom Schmerz, der für immer vergeht; von der Freiheit für uns und für die, denen wir sie streitig machen; von einem Land, das weiten Raum und Menschenwürde für alle bereithält, die es als ihre Heimat erwählt haben; von lichten, hellen Räumen, in denen ich frei werde, mich selbst zu finden.
In dieser hellen Weite finden auch die Träume von einem Gott Raum, der sich nicht im Dunkel und in der Enge der Welt verbirgt, die unser Werk ist, sondern Unrecht, Leid und Hass in seinem Licht zum Guten wendet, zum Liebevollen und Menschenfreundlichen.
Kommst im Abendglühn daher, / find‘ ich dich im Sternenheer,
dich, du Menschenfreundlicher, Liebender!
In des Himmels lichten Räumen / kann ich froh und selig träumen!
Denn die fromme Seele ahnt / Gott im hehren Vaterland.
(Kirchengesangbuch Nr. 519)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer