Das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen. (1. Korintherbrief 1,25)
Wieder einmal hat Laurel alles vermasselt. Ratlos und verdattert steht er da, während Hardy aufgebracht am Boden sitzt, mitten in den Überresten zerstörter Requisiten. Dann zoomt die Kamera Hardys Gesicht heran und darauf breiten sich Überrumpelung aus, verschmitzter Ärger und ein werbendes Flehen um Anteilnahme gegen alle Missgeschicke dieser Welt, die von Trotteln wie Laurel verursacht werden.
Gegen alle Filmregeln suchen Hardys Augen mich als Verbündeten. Sein offener Blick in die Kamera will meine Antwort, über Zeit und Raum hinweg, und ich teile nur zu gerne seine Empörung über das Ungeschick meiner Gegenspieler mitten in den Fragmenten meiner eigenen Geschichte.
Mit kindlicher Einfalt stolpern Laurel und Hardy durch ihre schwarz-weisse Welt, immer haarscharf auf der Grenze zwischen Pathos und Lächerlichkeit, der Welt bürgerlichen Wohlbehagens und der Absurdität einer tückischen, widerspenstigen Realität.
Wie gerne wäre Hardy auf der Seite des Glücks, des Behagens, der grossspurigen Gönnerhaftigkeit der Arrivierten. Aber Laurel steht ihm im Weg und bringt all diese Träume zum Scheitern. Wen wundert da Hardys komplizenhafte Suche nach Verbündeten gegen so viel Unbedarftheit, und wie leicht ist es für uns Nachgeborenen, dieser Versuchung zu folgen und uns mit dem dicken Hardy gegen alle doofen Laurels dieser Welt zu verbrüdern.
Seltsam ist nur, dass es dann meistens doch Laurel ist, der dem ehrgeizigen Hardy am Schluss aus dem Schlamassel hilft. Und berührend ist, dass es dem wirklichen Stan Laurel für Tage die Sprache verschlug, als sein geliebter «Gegenspieler» Oliver Hardy 1957 seine Augen für immer schloss.
Für immer?
Lass unsrer Augen hellen Schein
durch Böses nicht verdunkelt sein.
(Kirchengesangbuch Nr. 556)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer