So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel. Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Das Brot, das wir nötig haben, gib uns heute! Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jenen, die an uns schuldig geworden sind. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. (Matthäus 6,9-13)
Das Unservater ist Evangelium im Kern, ist selber Brot, das uns nährt. Es zu kennen, zu bedenken und zu sprechen, erlöst uns aus der eigenen Sprachlosigkeit – falls wir bereit sind, die Bilder, die es uns anbietet, sich in uns entfalten zu lassen: Vater, Himmel, Reich, Brot … .
Diese Entfaltung ist nie abgeschlossen, weil sie abhängig ist von unserem eigenen Dasein, unseren Erfahrungen, der Welt, die uns umgibt, den Texten, die uns wichtig sind.
Seit Jahren versuche ich, das Gebet in meiner Mundart so zu formulieren, dass es mit mir und mit dem übereinstimmt, was ich über die Wörter weiss, die darin vorkommen; ihre ursprüngliche Bedeutung, ihren Sinn. Was folgt ist nur ein Versuch. Daneben steht ein anderer, nämlich der des Theologen Otto Wullschleger (1936-2020), der sein halbes Leben lang diesem Gebet auf der Spur war. Sein Text steht hier als eine Art Vermächtnis.
Ich möchte heute aber mehr als nur schreiben. Ich möchte Ihre Antwort als Lesende und Betende. Ich möchte Ihre eigenen Unservater-Texte, Ihre Übertragungen, Ihre Versuche, diesem Gebet Ihre eigenen Worte zu leihen. Schreiben Sie mir?
Du Liebschte, wo’d im Gheimnis bisch, du wottsch is intressiere. Was du mit öis im Sinn gha hesch, das wämmer durefüere. Das, wo zum Läbe nötig isch, das gib is, wemmer’s bruuche. Vergib is, was is abetrückt, das, wo mir schuldig bliibe, wie mir ou die im Schtich nid lönd, wo sich öis müend verschriibe. Is Uuswäglose bring is nid, wo s Dunkle wott regiere, und dert, wo d Finschternis scho herrscht, lo s Liecht is usefüere. Und zeig is dass nur dir allei und niemerem uf Ärde ganz ghört, was gilt und würkt und schiint – so lonis Mönsche wärde. Hansueli Hauenstein |
Du dert änedra Lueg, dass s guet wird, dert und do bi eus. Gib is was mir bruche zum Läbe, hütt, und vergiss, dass mir dernäbe sind. Ou mir lönt’s lo sii. Nimm is s’Bösen ewägg, Du gisch d’Kraft derzue. Otto Wullschleger |
Hansueli Hauenstein meint
Hansueli, ich habe es mir leicht gemacht, habe dein Text und das Gebet einer sehr alten Frau weiter geleitet ( sie hat kein Internet ). Ich denke sie wird dir ihre Geanken noch so gerne mitteilen. Das ist mein Beitrag
Gaby Curti
Koller silvia meint
Guete Morge Hansueli
Sehr berührend deine Umsetzung des Unser Vaters. Stimmig.
Ich wünsche dir en gsägnete Tag