Jesus sagte zu der Volksmenge: Wenn ihr im Westen eine Wolke aufsteigen seht, sagt ihr sofort: Es gibt Regen. Und so geschieht es. Und wenn der Südwind weht, sagt ihr: Es wird heiss. Und es geschieht. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels wisst ihr zu deuten. Warum könnt ihr dann diese Zeit der Entscheidung nicht deuten? (Lukas 12,54-56)
Jesus argumentiert hier gut rabbinisch. Etwas so Simples wie das Wetter können wir scheinbar beurteilen und unsere Schlüsse daraus ziehen. Wieso können wir es dann nicht mit den Zeichen der Zeit?
Jesus lebte im ersten Jahrhundert. Seither hat sich die Sachlage etwas verändert. Leute, die ihre Meinung zu der «Zeit der Entscheidung» abgeben und dazu, was zu tun nötig wäre, gibt es wie Sand am Meer oder, zeitgemässer, wie Accounts in sozialen Medien. Jeder und jede kann da alles Mögliche hinausposaunen. CO2? Brauchen die Bäume zum Atmen! Klimawandel? Gab es schon immer! Erderwärmung? Ein kühles Bier mehr!
Deutungen, Meinungen und besserwisserische Kommentare zum Beispiel von Hobby-Meteorologen sind billig zu haben. Was auf der Strecke bleibt, sind die Fakten. Wir wissen nicht einmal das «Aussehen» der Erde und des Himmels mehr zu deuten und unsere Schlüsse daraus zu ziehen. Was bleibt, ist allenfalls die Heuchelei.
Wir glauben: Gott setzt Zeichen ein
und lässt uns die Gemeinde sein,
die bis zum Ende Treue hält,
zum Leben für die ganze Welt.
(Kirchengesangbuch Nr. 271)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer