Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. (Matthäus 25, 29)
Dieser Spruch kommt mehrmals in der Bibel vor. Es scheint sich um ein Sprichwort zu handeln, das wohl auch sonst bekannt war. Für sich genommen beschreibt es, wie die Welt ist, ohne schon zu sagen, wie sie sein sollte.
Dieses Sprichwort ist mir in den letzten Monaten oft in den Sinn gekommen. Das Corona-Virus und auch die Massnahmen gegen seine Verbreitung vergrössert die Unterschiede in unserer Gesellschaft. Diejenigen, die schon einsam sind, werden noch einsamer. Diejenigen, deren Terminkalender normalerweise übervoll sind, sind ganz froh, dass weniger los ist. Wer schon vorher am Anschlag war mit Kinderbetreuung und anderen Pflichten, musste auch noch den Unterricht übernehmen. Andere, oft besser Gebildete mit grösserem Einkommen und grösseren Wohnungen, haben es genossen, die Kinder mehr zu sehen.
«Wer hat, dem wird gegeben …» beschreibt die Welt wie sie ist. Das heisst nicht, dass sie ewig so bleiben soll.
Ewiger Gott,
hilf uns zu sehen, was ist.
Und hilf uns, zu ändern, was daran nicht gut ist.
Brigitta Josef, Pfarrerin