Die Wege meines Elends hast du gezählt.
In deinen Schlauch sammle meine Tränen!
Steht nicht alles in deinem Buch?
(Psalm 56,9)
Schläuche hat man damals nicht benutzt, um Flüssigkeiten zu verteilen, sondern um sie aufzubewahren. Vor allem für Getränke.
Was für ein berührendes Bild: Gott sammelt jede einzelne meiner Tränen in seinen Schlauch. Keine ist verloren, keine bleibt unerkannt. Mein Kummer liegt vor Gott wie ein offenes Buch. Er ist Gott nicht etwa gleichgültig. Tränen sammeln kann man nur mit einer unerhörten Zugewandtheit und Sanftheit.
Der Glaube an diese Zugewandtheit Gottes hat schon manchen Kummer überhaupt erst erträglich gemacht.
Ich habe erkannt: mir steht Gott zur Seite.
Auf Gott setzte ich mein Vertrauen, ich fürchte mich nicht.
Was können Menschen mir antun?
(Psalm 56,10.12)
Michael Rahn, Pfarrer