Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. (Lukas 6,21)
Der erste Mensch, der in der Bibel lacht, ist Abraham. Gott hat ihm gerade feierlich eine grosse Nachkommenschaft versprochen. Aber Abraham ist schon hundert und seine Frau Sara schon neunzig: zu alt für produktive Bettgeschichten und neues Leben. Deshalb lacht er ungehemmt und Sara ebenso. Sie meint dann noch, dass alle, die je von dieser Geschichte hören, in ihr Lachen einstimmen werden. Tun wir das? Und wenn nein: weshalb nicht?
In der Bibel wird wenig gelacht und sie bringt uns selten zum Lachen. Letzteres liegt wohl daran, dass wir die Komik biblischer Geschichten häufig einfach nicht mehr verstehen. Auch Komik hat ihre Geschichte.
Jesus lacht in den Evangelien nicht ein einziges Mal. Er spottet, weint, wird wütend, schimpft – aber er lacht nicht. Seine Bemerkungen können ironisch, frech und sogar sarkastisch sein; aber humorvoll im Sinn eines liebevollen Einverständnisses mit dem Leben und seinen Tücken sind sie – wenigstens für unsere Ohren – kaum. Im Gegenteil, das Lachen fordert Konsequenzen: Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen, lässt ihn Lukas zu den Reichen und Satten sagen. Fertig lustig.
Das Gegenteil gilt allerdings auch: Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Das Lachen strahlt hier also erst am Horizont auf, in der Form einer Verheissung: nicht als Wiehern oder Schenkelklopfen, sondern als ein feiner Sonnenstrahl, der denen gilt, die jetzt noch an der Kälte sitzen. Vielleicht gehörten Sara und Abraham ja auch dazu, trotz ihres Gelächters.
Du bringst ans Ziel
durch Lachen
und durch Weinen
alle die Deinen. (Gesangbuch Nr. 4)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer