Es sei aber eure Rede: Ja, ja – nein, nein. Was darüber hinausgeht, ist vom Bösen.
(Matthäus 5,37)
Ich habe keinen Fernseher und bin froh darum, denn was ich in der Nähe sehe, genügt mir. Letzte Woche liess ich mich aber doch verführen, denn in der «Rundschau» ging es um Eingemachtes: den Rücktritt des Präsidenten der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, unseres Dachverbands. Danach habe ich meine Neugier bereut.
Kirchenvertreterinnen und -vertreter ergingen sich in nebulösen Anspielungen, wählten ihre Worte vorsichtig und betulich aus dem Wortschatz der gerade korrekten Kirchlichkeit und des Masses von Anschuldigungen, das sie selber gerade noch aus allem heraushielt, und machten dazu Gesichter, die wohl ihre besorgte Betroffenheit zum Ausdruck bringen sollten.
«Betroffenheit» ist auch so ein Wort aus dem Kirchenjargon. Die eigene Umsicht und Empfindsamkeit wird zum Zeugen der Wahrheit, verführt aber auch zu Worthülsen, die ab und zu an Heuchelei grenzen. Vielleicht hat deshalb der Nazarener sich auf ein einfaches Ja oder Nein beschränken wollen. Und vielleicht überlasse ich heute das Gebet deshalb denen, die dafür treffendere Worte finden, als ich sie gerade habe.
Hansueli Hauenstein, Pfarrer