Du bist mir ein Ort der Bergung, vor der Drangsal bewahrst du mich, mit dem Jubel des Entrinnens umgibst du mich. (Psalm 32,7)
Das Bild gehörte meiner Grossmutter. Zuletzt hing es in ihrem Sterbezimmer. Seither begleitet es mich. Es stellt einen hohen, hellen Wolkenhimmel dar, unter dem, schon von der Dämmerung überschattet, die sanften Hügel einer Emmentaler Landschaft liegen.
Als ich das Bild bekam, setzte ich es in einen goldfarbenen, satt passenden Rahmen, der mir allerdings im Vergleich mit den gedeckten, feinen Farben des Gemäldes und seiner Weite immer etwas zu leuchtend und zu eng vorkam.
Nun habe ich einen anderen, viel schöneren Rahmen gefunden, ein Relikt aus vergangener Zeit, etwas verschnörkelt, das Gold darauf verblassend – aber, ach, die Öffnung um ein Weniges zu gross.
Ein Versuch mit einem Passepartout schaffte Abhilfe. Das Bild hielt nun, aber es wirkte eingepfercht und gefangen in dem künstlichen, aufgesetzten Rand, und ich musste ihn wieder entfernen.
Jetzt ist das Bild mit kaum sichtbaren Schrauben in den Rahmen eingepasst, so dass es von einem schmalen Spalt umgeben ist, in dem es gleichsam zu schweben scheint, in einer Freiheit, die seiner offenen Weite entspricht, und die es doch birgt.
Was, wenn Gott ein solcher Rahmen wäre?
Die Freiheit, neu zu leben,
geborgen und geliebt,
hast du mir, Gott, gegeben,
wie nur der Schöpfer gibt.
(Kirchengesangbuch Nr. 180)
Hansueli Hauenstein