Nun danket alle Gott, der große Dinge tut an allen Enden, der uns von Mutterleib an lebendig erhält und uns alles Gute tut. (Jesus Sirach, 50,22)
Wer bei diesem Vers stutzt und denkt, das habe ich doch irgendwo ausserhalb der Bibel auch schon mal gehört, hat Recht. Es ist – mehr oder weniger – der Beginn des Liedes 233 im Reformierten Gesangbuch. Wer stutzt und denkt: Von einem Buch Jesus Sirach in der Bibel habe ich noch nie etwas gehört, hat auch Recht. Es gehört zu denjenigen Büchern, die in katholischen Bibeln zu finden sind, in reformierten oder lutherischen meist nicht.
Und da wird es interessant. Obwohl das Buch Jesus Sirach gemäss Martin Luther nicht zur Bibel gehört, sondern lediglich nützlich zu lesen sei, dichtete der lutherische Pfarrer Martin Rinckart einen Abschnitt daraus um in eines der bekanntesten Kirchenlieder. Und obwohl dieser Martin Rinckart Lutheraner war und Reformierte und Lutheraner bis vor fünfzig Jahren sich gegenseitig nicht zum Abendmahl zuliessen, war dieses Kirchenlied durch die Jahrhunderte auch bei uns höchst populär.
Was manchmal so dogmatisch schroff und trennend tönt, wird in der Praxis oft ganz anders gelebt. In der Oekumene, aber nicht nur da. Und das ist gut so.
Lob, Ehr und Preis sei Gott, dem Vater und dem Sohne
und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone,
ihm dem dreieinen Gott, wie es im Anfang war
und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.
Martin Rinckart, Reformiertes Gesangbuch 233