Für euch aber, die ihr meinen Namen achtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und ihre Flügel bringen Heilung. Ihr werdet hinausgehen und Freudensprünge machen wie Kälber, die aus dem Stall kommen. (Maleachi 3,20)
Unmittelbar auf die grossen Worte – Gerechtigkeit, Heilung – folgen übermütig hüpfend die kleinen Kälber. Sie haben die Enge der von Menschen gebauten und verordneten Gefängnisse verlassen und freuen sich über die weite Freiheit der Weide.
Hier, ganz am Ende der hebräischen Bibel, kommt ein Geschöpf ins Leben, das zuvor nur gemästet, geschlachtet und geopfert wurde. Nun macht es Freudensprünge, wirft ungelenk seine Hinterbeine in die Luft, setzt zu rasantem Galopp an, bremst unvermittelt, reibt seinen Kopf am frischen Gras, wirft ihn dann auf und saugt die Luft ein, den Lebenshauch, der ihm im dunklen Stall so gefehlt hat.
Über ihm leuchtet die Sonne, das helle Licht der Gerechtigkeit, und gewährt ihm Schutz vor dem Schlachthof. Heiles statt geschnetzeltes Leben, trotziges Aufmucken statt ergebenen Duldens, frohes Ausbrechen aus dem Stall als Bild des erlösten Daseins: was für ein Traum!
Nun freut euch, lieben Christen gmein,
und lasst uns fröhlich springen!
(Kirchengesangbuch Nr. 273)
Hansueli Hauenstein