Auch beim Lachen hat das Herz Kummer. (Sprüche 14,13)
Letzte Woche hätte Wilhelm Busch seinen 191. Geburtstag feiern können. Es ist ihm zu gönnen, dass es soweit nicht gekommen ist. «Mein Lebenslauf ist bald erzählt, / in stiller Ewigkeit verloren / schlief ich, und nichts hat mir gefehlt, / bis dass ich sichtbar ward geboren.» So beginnt Busch seinen «Lebenslauf». Und er beschliesst ihn, nach einem kurzen Blick auf den steinigen Weg dazwischen, mit der Aussicht auf das Ziel: «0 weh! Ich war im Kreis gelaufen, / stand wiederum am alten Platze, / und vor mir dehnt sich lang und breit, / wie ehedem, die Ewigkeit.»
Dieser Kreislauf, der von Ewigkeit zu Ewigkeit führt, umfasste eine gescheiterte Karriere als Kunstmaler, die oft bitterböse künstlerische Auseinandersetzung mit klerikaler, sozialer, moralischer und pädagogischer Heuchelei jeglicher Färbung, eine gründlich misslungene Liebesgeschichte, den Kampf mit dem Alkohol und bis zuletzt eine tiefe gesuchte und ungesuchte Einsamkeit.
In den Räumen dazwischen entstanden die Bildergeschichten, für die Busch bis heute bekannt und beliebt ist. Max und Moritz sind dafür nur ein Beispiel. Mit unglaublicher zeichnerischer Präzision und einer virtuosen Sprachkunst entwickelte Busch sozusagen den Ur-Comic: witzige, oft sarkastische Szenerien, unterlegt von einer subversiven Demaskierung bürgerlicher Scheinidyllen.
Busch schätze diese Arbeiten selber gering ein. Er hatte anderes im Sinn, Höheres, Tieferes, Gewichtigeres. «Bin über manchen Stein gestolpert, / mitunter grad, mitunter krumm» schreibt er im «Lebenslauf» ein Jahr vor seinem Tod.
Das Gerade ist wohl in die Ewigkeit zurückgekehrt. Das Krumme hat überlebt. Gottseidank.
Du bringst ans Ziel
durch Lachen und durch Weinen
alle die Deinen.
(Kirchengesangbuch Nr. 4)
Hansueli Hauenstein