Denn er, Christus, ist unser Friede. Er hat aus den beiden eins gemacht und den Zaun der Feindschaft, der uns trennte, niedergerissen durch sein Leben und Sterben. (Brief an die Epheser 2,14)
Es ist viel von Zäunen die Rede dieser Tage. Die EU will ihre Ostgrenze besser gegen Immigrierende schützen. Finnland fürchtet neue Übergriffe Russlands. In den USA träumen immer noch zahlreiche Menschen davon, den Plan ihres Ex-Präsidenten zu Ende zu bringen und seinen Superzaun gegen Süden zu realisieren. Andere sind daran, ihn zu umgehen oder zu durchbrechen.
Den eigenen Lebensraum mit einem schützenden Zaun abzutrennen, gehört zu den Urbedürfnissen menschlicher Lebewesen. Geerbt haben wir es von unseren tierischen Verwandten und ihrem Drang zur Reviermarkierung: ein verständlicher, wenn auch ziemlich primitiver Reflex. Man sollte meinen, dass er im Verlauf der Kulturgeschichte der Vernunft hätte weichen können.
Aber weit gefehlt. Der Gedanke, dass Friede nicht damit anfängt, Zäune zu errichten, sondern sie niederzureissen, den Paulus in seinem Brief nach Ephesus formuliert, ist fremd geblieben, ausgegrenzt durch den Vorwurf der Weltfremdheit.
Zwischen Israel und den Völkern seien die Grenzen gefallen, meint Paulus. Der vertraute und der erneuerte Glaube seien durch Christus vereint. An die Stelle von Feindschaft und Abgrenzung seien Versöhnung und Frieden getreten. Der göttliche Gesandte habe die Zäune aufgelöst.
Wir aber errichten sie neu.
Und doch sind Mauern zwischen uns und andern,
wir sehn einander nur durch Gitter an.
(Kirchengesangbuch Nr. 700)