Du bist ein Gott, der mich sieht. (1. Mose 16,13)
Neulich sagte ein Bekannter zu mir: «Die Jahreslosung von diesem Jahr finde ich schrecklich.» Sie erinnert ihn daran, wie er als Kind hörte, dass Gott alles sieht. Sei es, dass er ohne zu fragen ein Guetzli aus der Guetzlidose nahm, sei es, wenn er seine Schwester unter dem Tisch ans Bein trat. Bei diesem prüfenden und strafenden Blick blieb wenig Raum für einen freundlichen Blick oder gar für einen Blick, der einem – vielleicht trotz schimpfender Eltern – Ansehen gibt.
Diese Begegnung führt mich zur Frage, was der Blick Gottes für uns, für mich bedeutet. Ist es ein Blick, der auch die verborgenste Schwäche ans Tageslicht zerrt? Oder doch eher ein zugewandter, der uns mit unseren Schwächen liebt und uns zugleich ermutigt, diese abzubauen und unsere Stärken zu leben?
Grosser Gott,
Du hast es nicht nötig, uns klein zu machen, damit Du gross bist.
Sondern Du zeigst Dich immer wieder im Kleinen, wie bei der Geburt von Jesus Christus.
Lass in uns durch Deinen gütigen Blick das Gute wachsen, das Du in uns angelegt hast,
zu Deiner Ehre und zur Freude der Menschen.
Brigitta Josef, Pfarrerin