Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz,
sodass ich vergessen habe, mein Brot zu essen.
Vor lauter Stöhnen und Schreien
bin ich nur noch Haut und Knochen.
(Psalm 102,5.6)
Nein, ganz so schlimm stand es zum Glück nicht um mich, als mich letzte Woche die Grippe erwischte. Die Psalmdichter mögen ihre Krankheiten überaus anschaulich und drastisch zu schildern. Frei nach dem Motto: wirklich krank ist man erst, wenn man den Kopf unter dem Arm trägt.
Und doch stärkt es mich, wenn ich mich an solche Verse erinnern kann, wenn ich selber mal krank bin. Denn es bleibt im Psalm ja nicht bei den Schilderungen des unangenehmen Zustandes. Es folgt jeweils das Bekenntnis des Vertraues auf Gott, dass Gott die Notlage auch wieder auflösen kann.
Während damals Gott häufig die einzige Instanz war, der man im Krankheitsfall noch etwas zutrauen konnte, ist das heute zum Glück häufig anders. Ärzte, Apotheken und Spitäler versorgen uns mit allem Möglichen. Und doch tut es gut, wenn ich mich in meiner momentanen Situation der Schwäche nicht allein, sondern von Gott begleitet und getragen fühlen darf.
Denn herabgeschaut hat der HERR aus heiliger Höhe,
vom Himmel hat er auf die Erde geblickt,
um das Seufzen der Gefangenen zu hören,
zu befreien, die dem Tod geweiht sind.
(Psalm 102,20.21)
Michael Rahn, Pfarrer