Glücklich sind die, die jetzt trauern, denn sie werden getröstet werden. (Matthäus 5,4)
Trauer hat viele Gründe und Gestalten und muss kaum näher erklärt werden. Wer Trauer empfindet, braucht auch keine Erklärungen, sondern Trost. Aber wo und wie finde ich den?
Matthäus lässt seinen Jesus zu denen sprechen, die jetzt, gerade jetzt, trauern: um einen anderen Menschen, um eine verlorene Vergangenheit, um sich selbst, um die Flüchtigkeit des Glücks – um das viele, von dem vielleicht nur sie selbst zu wissen glauben. Sie werden seliggesprochen, wie es heisst, also als glückliche Menschen hingestellt. Wieso?
Weil gerade ihre Trauer sie zum Trost geleiten wird. Weil der Trost in die Trauer gesät ist und dort, und vielleicht nur dort, schon wächst. Weil es Trost ohne Trauer nicht gibt.
Das griechische Wort, das wir als «trösten» übersetzen, hat, eine aufschlussreiche Herkunft. Es setzt sich zusammen aus einer Vorsilbe, die eine räumliche Nähe bezeichnet, und aus dem Verb «rufen». Folglich hat es einmal so viel bedeutet wie «jemanden herbeirufen» oder «sich jemandem rufend zuwenden». Wer tröstet, ruft also einen trauernden Menschen zu sich und wendet sich ihm sprechend zu. Wer getröstet wird, erlebt und bewirkt diese beredte Zuwendung und dieses Gerufenwerden aus der Tiefe der Trauer heraus.
Jesus spricht davon, dass trauernde Menschen, gerade weil sie trauern, Trost in diesem Sinn finden: eine Begegnung, die sich ihnen in ihrer Trauer rufend und gerufen werdend eröffnet. Ob dann Gott oder ein anderer Mensch diese Begegnung ermöglicht, lässt er offen.
Trost selbst in den schlimmen Stunden,
da im aufgewühlten Meer
sinkend schon ich Halt gefunden.
Du hörst auch den stummen Schrei,
gehst im Dunkeln nicht vorbei.
(Kirchengesangbuch Nr. 733)
Hansueli Hauenstein