Denn in Gott leben, weben und sind wir. (Apostelgeschichte 17,28)
«Das Leben ist, was man erlebt. Alles andere ist Vorstellung»: Der Satz ist im Theaterstück «Erbse» zu hören, das diese Woche noch in Zürich gespielt wird. Es geht um eine Bearbeitung von Hans Christian Andersens Märchen «Die Prinzessin auf der Erbse». Den Text dazu hat der Zürcher Autor Stephan Teuwissen geschrieben.
Die Figuren in diesem Stück spekulieren unermüdlich über eine Prinzessin, die doch bis am Ende nicht erscheint. Alles, was von ihr tatsächlich da ist, verkörpert sich in der vertrockneten Erbse, auf der sie – angeblich – einmal geschlafen hat oder schlafen wird.
Trotzdem prägt die Abwesende unsichtbar und unhörbar das Geschehen. Sie nährt die Sehnsucht des umherirrenden Prinzen. Sie füllt die Lücken in den Erlebnissen des Hofstaats und wird für dessen Zwecke in Anspruch genommen. Sie beflügelt das Denken, Handeln und Erzählen derer, die sich an sie zu erinnern glauben, oder die ihr in Geschichten und alten Büchern begegnet sind.
Was sie sich vorstellen, ist nicht, was sie erleben. Aber was sie erleben, kommt ohne ihre Vorstellungen nicht aus.
Was, wenn Gott Züge einer solchen Prinzessin trüge?
Du selbst bist,
was uns fehlt.
(Kirchengesangbuch Nr. 827)
Hansueli Hauenstein