Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allen Lagen eure Bitten durch Gebet und Fürbitte mit Danksagung vor Gott laut werden. (Philipper 4,6)
Der deutsche Theologe Dietrich Bonhoeffer hat sich in den Gefängnissen der Nationalsozialisten seine Gedanken gemacht über Gott. Und manche Sätze in seinen aus der Haft geschmuggelten Briefen deuten darauf hin, dass er auch darüber nachgedacht hat, dass Gott abwesend sein könnte (siehe das Wort zum Tag vom 5.9.)
In einem seiner letzten erhaltenen Briefe (vom 23.8.1944) schreibt er an seinen Freund Eberhard Bethge: «Bitte mach Dir nie Sorgen und Gedanken um mich; aber vergiss die Fürbitte nicht, wie Du es auch gewiss nicht tust! Gottes Hand und Führung ist mir so gewiss, dass ich hoffe, immer in dieser Gewissheit bewahrt zu werden.»
Ob so von einem abwesenden Gott gesprochen wird, von einem Gott, der keine jenseitige Existenz mehr hat? Ich wage es zu bezweifeln.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
(Dietrich Bonhoeffer, Silvester 1944)
Michael Rahn, Pfarrer