Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen! (Genesis 1,18)
Letzte Woche war in den Zeitungen zu lesen, dass es einem israelischen Forschungsteam gelungen ist, Mäuseembryonen aus Hautzellen herzustellen. Die kleinen Lebewesen wurden also nicht mittels sexueller Fortpflanzung erzeugt – weder Ei- noch Samenzellen waren im Spiel und schon gar kein Zeugungsakt – sondern aus Stammzellen, die der Haut eines Mäuschenelternteils entnommen wurden. Die Embryonen entwickelten sich während achteinhalb Tagen «normal», wie es heisst, und zwar ausserhalb eines lebendigen Körpers in einer mechanischen Gebärmutter. Danach traten Missbildungen auf.
Ob die Begriffe des «Normalen», der «Mutter» und der «Eltern» hier nicht arg strapaziert werden, bleibe einmal offen. Interessanter und schwerwiegender ist die Frage, ob und wann solche Techniken auch an Menschen praktiziert werden.
Als gläubiger Mensch stelle ich ausserdem fest, dass die Realität die biblischen Schöpfungserzählungen in ihrer ganzen literarischen Subtilität und Schönheit längst in den Schatten gestellt hat. Faktisch sind Menschen zu Welt- und Lebenserschaffenden geworden. Dem Schöpfergott bleibt der labile Ort schöpferischer und, wenn es hochkommt, kritischer Poesie.
Auch unser Bleiben wird nicht lange währen,
bald lässt du uns zurück zum Staube kehren.
(Kirchengesangbuch Nr. 48)
Hansueli Hauenstein