Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht; wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen; wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet. Immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird. (2. Korintherbrief 4,8-10)
Sie sind wieder da. Zu Tausenden bevölkern sie Bäckereien («hausgemacht») und Einkaufsparadiese. Braun, schwarz, weiss, gefleckt, in edler Einfalt oder mit Marzipan, Mandeln und allerlei Accessoires ausgerüstet, diabetikerfreundlich: ohne Hasen geht vor Ostern gar nichts. Am Osterdienstag schon werden sie dann zum halben Preis verramscht.
Der Hase sei in den vorösterlichen Hype gerutscht, weil er ein Fruchtbarkeitssymbol sei, heisst es, und das sei in christlicher Sicht ein Hinweis auf die Auferstehung. Mag sein – obschon wenig davon bekannt ist, dass Jesus mit leiblicher Nachkommenschaft gesegnet war.
Hingegen erscheint der Hase schon in der christlichen Kunst des Mittelalters als Gejagter. Jäger stellen ihm nach und bringen ihn zur Strecke. Er wird Opfer, getötet und einverleibt. Wer es gern symbolisch hat, kann darin ein Bild der menschlichen Seele erkennen, die von der Macht des Bösen erledigt wird.
Am romanischen Kaiserdom in Königslutter am Elm ist noch ein anderes Bild zu sehen: zwei grimmige Hasen fesseln den Jäger, der ihnen nach dem Leben trachtet.
Also doch: ein Symbol der Auferstehung?
Es war ein wunderlich Krieg,
da Tod und Leben rungen.
Das Leben behielt den Sieg,
es hat den Tod verschlungen.
(Martin Luther, Kirchengesangbuch Nr. 464)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer