Aber diese Menschen sind wie vernunftlose Tiere – von Natur aus dazu geboren, eingefangen zu werden und zugrunde zu gehen. (2. Petrusbrief 2,12)
Der Mann, der sich auf die Autorität von Petrus beruft, wenn er Botschaften an seine Gesinnungsgenossen verfasst, geht nicht gerade zimperlich mit denen um, die von der rechten und reinen Lehre abweichen, von dem, heisst das, wofür er selber steht und einsteht.
Sie seien dumpfe Tiere, sagt er, die nichts anderes verdient hätten, als eingefangen zu werden und zu krepieren. Andere Wörter dafür wären Inhaftierung und Ausmerzung. Danach bemüht er Schweine und Hunde, um seine Verachtung diesen Gegnern gegenüber zu illustrieren.
Der Präsident Russlands spricht gegenwärtig von «Fliegen», die «ausgespuckt» werden sollen, und meint damit die Gegner seiner «militärischen Spezialoperation», diese «Verräter», diesen «Abschaum».
Die Bezeichnung des «Volksfremden», das die Uniformität und Universalität des eigenen Herrschaftsanspruchs in Frage stellt, als Ungeziefer hat eine lange Tradition, leider auch in unserem Land und leider auch in der Kirche. Indem Menschen als lästige Tiere dargestellt werden, wird ihnen ihr Menschsein überhaupt abgesprochen. Sie werden zu Untermenschen, die bedenkenlos ausgespuckt, eingesperrt und letztlich vernichtet werden können. Das ist die Sprache des Faschismus.
Man kann dem Verfasser des Petrusbriefes zugutehalten, dass er wohl – anders als Putin und Konsorten – aus einer Erfahrung der eigenen Ohnmacht und Bedrängnis heraus geschrieben hat. Das erklärt einiges. Aber es rechtfertigt nichts.
Der uns nicht verderben liess,
den Bedrängern uns entriss.
(Kirchengesangbuch Nr. 90)
Hansueli Hauenstein