Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt. (Johannes 16,33)
Christlicher Glaube und christliche Kirche bewegen sich seit 2000 Jahren zwischen der Ausrichtung auf das Jenseits und dem Leben im Diesseits. Vermutlich hat die Art, wie das real existierende Diesseits konkret erlebt wird, grosse Auswirkungen darauf, nach welcher Seite das Pendel gerade ausschlägt. Wenn ich glücklich bin in der Welt, geniesse ich sie gerne. Wenn die Verhältnisse in der Welt mich bedrohen und mir Angst machen, fliehe ich in Gedanken gerne ins Jenseits.
Das Johannesevangelium, aus dem dieser Vers stammt, hat aus leidvoller Erfahrung von Verfolgung und Ausgrenzung einen gewissen Hang zur Weltflucht. Und doch ist es gerade Johannes, der am deutlichsten von allen Evangelisten festhält, dass das Jenseits durch Jesus ganz in diese Welt gekommen ist, Diesseits und Jenseits als nicht zu trennen sind: «Das (göttliche) Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.»
Johannes erinnert uns daran, dass diese Welt nicht die einzige Realität ist, auch wenn uns Heutigen dies oft so scheint. Es braucht etwas Mut, sich auf etwas einzulassen, was sich unserer alltäglichen Wahrnehmung entzieht. Doch dieser Mut lohnt sich.
Guter Gott
Gib mir den Mut, mich an dich zu wenden
und die Kraft, in diesem Leben zu bestehen.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer