Und siehe: Einer von denen, die mit Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug den Sklaven des Hohen Priesters und hieb ihm das Ohr ab. Da sagt Jesus zu ihm: «Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.» (Matthäus 26,51-52)
Die Kampfhandlungen und das Kriegsleiden in der Ukraine wecken auch bei uns Ängste und Aggressionen. Das ist mehr als verständlich. Auch dass aus dieser Verunsicherung heraus Rufe nach einer Verstärkung der Armee und massiver Aufrüstung wach werden, ist als Reflex nachvollziehbar.
Aber Reflexe sind schlechte Ratgeber im politischen Geschehen, vor allem dann, wenn sie der Bestätigung und Bestärkung von Weltanschauungen dienen. In diesem Fall lautet diese ungefähr so: Kriege und gewaltsame Auseinandersetzungen sind so alt wie die Menschheit. Die Vorstellung einer friedlich zusammenlebenden Welt ist eine naive Illusion. Überall wird aufgerüstet, und deshalb tun wir gut daran, ebenfalls mehr Geld in Waffen und militärische Ausrüstung zu investieren. Alles andere wäre blauäugige Weltfremdheit.
Die ebenso stringente Logik des Evangeliums sagt etwas anderes. Wo keine Waffen sind, weil sie nicht entwickelt, produziert und gehandelt werden, können auch keine Waffen eingesetzt werden. Wer zum Schwert greifen will, muss zuerst ein Schwert haben. Ist keines da, nützt alles Greifen nichts. Das Ohr des Gegners bleibt am Ort. Das Spital wird nicht zerbombt. Das eigene Leben bleibt erhalten.
Erst die Aufrüstung ermöglicht die Gewalt, die Leben kollektiv vernichtet und sich in einer endlosen Spirale weiterdreht. Deshalb gibt es zur Abrüstung keine wirkliche Alternative. Wer das Gegenteil behauptet, hat die Realität von fünftausend Jahren Zivilisations- und Kriegsgeschichte gegen sich – von wegen Weltfremdheit.
Wir schauen aus nach Frieden
von jedem Berg und Turm
und sehn, wie Teufel schmieden
zu neuem Krieg und Sturm.
Wir sehn die Esse rauchen;
weh Welt, die Hölle schafft.
Hilf du, o Gott; wir brauchen
jetzt dich und deine Kraft.
(Kirchengesangbuch Nr. 820)
Hansueli Hauenstein