Sie antworteten: Herr, dass unsere Augen geöffnet werden. (Matthäus 20,33)
Blinde haben zu Recht Mühe, wenn man «blind» als Bild für Nicht-sehen-wollen, Gedankenlosigkeit oder gar Dummheit gebraucht. Und es ist so, körperlich Blinde müssen zwar in ihrem Alltag Herausforderungen meistern, die Sehende nicht haben, aber das heisst keineswegs, dass sie in diesem übertragenen Sinn «blind» sind.
Nicht sehen können, das sucht man sich nicht aus. Und wie ist das mit dem Nicht-Sehen im übertragenen Sinn? Manchmal hat man den Eindruck, der oder die andere wolle nicht sehen. Aber stimmt das wirklich immer? Oder ist auch dies ein Nicht-sehen-können?
Sollten wir nicht auch auf dieser Ebene Jesus immer wieder bitten, uns die Augen zu öffnen?
Barmherziger Gott,
ob wir scharfe Augen haben, schwache oder blind sind, immer wieder haben wir Schwierigkeiten, unsere Nächsten so zu sehen wie Du sie siehst – und wie wir selbst angesehen werden wollen. Tu Du unsere inneren Augen auf für das Schöne und Liebenswerte in jedem unserer Mitmenschen.
Brigitta Josef, Pfarrerin