Und die Deinen werden die uralten Trümmer aufbauen. Die Grundmauern vergangener Geschlechter wirst du aufrichten. Und du wirst «Vermaurer der Lücken» genannt werden und «Wiederhersteller bewohnbarer Strassen». (Jesaja 58,12)
Im Sinser Dorfzentrum wird gebaut. Dort, wo sonst der Verkehr fliesst, die Geschäfte ihrer Kundschaft Parkplätze anbieten und Leute auf dem Trottoir spazieren, öffnen und schliessen schwere Baumaschinen tiefe Gräben. Leitungen werden freigelegt, Kanäle erneuert, Pflästerungen erstellt. Männer in oranger Kleidung arbeiten vom frühen Morgen bis zur Dämmerung, auch bei Wind und Wetter und eisigen Temperaturen.
Mit unglaublicher Leichtigkeit und Präzision bedienen sie ihre klobigen Maschinen. Sprachhürden werden mit Handzeichen spielend überwunden. Die Zusammenarbeit folgt einer rauen, aber wohl durchdachten Choreographie. Zum Besprechen anstehender Arbeiten treffen sich die Strassenbauer im Kreis. Knapp und deutlich werden die nächsten Schritte erläutert. Dann geht das Schuften weiter.
Strassen sind Verbindungswege, aber auch der Ort, wo das stattfindet, was wir «Öffentlichkeit» nennen: das Dorfleben, die mobile und soziale Seite dörflicher Kultur und menschlichen Daseins. Das war schon in biblischen Zeiten so. Deshalb gehört es für Jesaja zu den Zeichen des künftigen Friedensreiches, dass Strassen wieder bewohnbar werden.
Ihr Erbauer ist der, der schon als Erschaffer der Welt gilt. Diesmal trägt er Orange.
Der Wolken, Luft und Winden / gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, / da dein Fuss gehen kann.
(Kirchengesangbuch Nr. 680)
Hansueli Hauenstein