Pieter Brueghel der Jüngere (vermutlich), Winterlandschaft mit Eisläufern und Vogelfalle, 1601
So stellen wir uns den Winter vor: eine idyllische Landschaft, ein beschauliches Dorf, spielende Kinder.
Dieses Bild ist eine Kopie, die vermutlich der flämische Maler Pieter Brueghel von einem Bild seines Vaters gemacht hat. Es unterscheidet sich vor allem in den deutlich wärmeren Farben vom Original. Man spürt die Kälte nicht mehr richtig, die das Original noch zeigte. Und schon gar nicht sieht man die Frostbeulen der Kinder, die Glieder, die den ganzen Winter durch wohl kaum jemals richtig warm wurden und den Hunger, der gegen Ende des Winters wohl in vielen Stuben zu Gast war. Die Vogelfalle rechts zeigt die Unbeständigkeit des Lebens. Sie korrespondiert im Original gut mit dem Gesamteindruck des Bildes. Hier wird sie zur anekdotischen Nebensächlichkeit.
Eine optimistische, wohlwollende Sicht der Welt kann auch in Schönfärberei kippen.
Michael Rahn, Pfarrer