Josef aber, Marias Mann, der gerecht war und sie nicht öffentlich blossstellen wollte, gedachte sie heimlich zu entlassen. (Matthäus 1,19)
Josef hat es schwer. Seine Verlobte ist schwanger, und er weiss nicht von wem – von ihm offenbar nicht. Nun möchte er sich still und heimlich aus der Affäre ziehen. Damit würde Maria nicht blossgestellt, heisst es. Aber wieso eigentlich nicht? Maria bekäme ihr Kind ja wohl trotzdem und zwar als ledige Mutter. Ob das die Leute im Dorf besser goutiert hätten?
Mit Josefs «Gerechtigkeit» – genauer wäre hier wohl: Rechtschaffenheit – ist es also nicht ganz so weit her. Er meint es gut, aber er kreist um sich und denkt die Dinge nicht zu Ende. Nach dem Motto «Selbst ist der Mann» will er sein Beziehungsproblem auf eigene Faust lösen. Ob er wenigstens Maria um ihre Meinung gefragt hat?
Matthäus verschweigt uns die Details. Dafür berichtet er, dass ein nächtlicher Traum Josefs Absicht durchkreuzt. Er solle, sagt ihm ein Engel im Schlaf, kein Angsthase sein (womit der Nagel wohl auf den Kopf getroffen ist) und Maria zu sich nehmen.
Himmlische Botschaften im Schlaf sind an sich schon erstaunlich. Wirklich wunderbar ist aber, dass Josef auf das hört, was ihm da gesagt wird. Das macht sein Leben nicht leichter. Aber aufrichtiger.
Schick
deinen engel
zur nacht
gib
deine träume
zum reich
und
ein aufstehn
zu dir
(Rudolf Bohren, Kirchengesangbuch Nr. 593)
Hansueli Hauenstein