Gott der Heerscharen, kehre doch um,
schau vom Himmel herab und sieh!
(Psalm 80,15)
Gott soll umkehren? Ist Gott denn in die Irre gegangen? Kann Gott das überhaupt? Für den Beter / die Beterin von Psalm 80 offensichtlich: ja. Während Jahrhunderten haben europäische Philosophie und Theologie Gott als emotionsloses, unveränderliches Wesen gezeichnet. Sie haben offensichtlich die Bibel nicht richtig gelesen.
In den Psalmen kann Gott zornig sein oder Reue empfinden. Gott kann auch umkehren, wie das in der Bibel genug oft auch – gerade im Namen Gottes – von den Menschen gefordert wird. «Kehre um, tue Busse!»
Der Beter / die Beterin von Psalm 80 leidet. Er / sie macht Gott Vorwürfe: «Du speist sie (das Volk) mit Tränenbrot, tränkst sie überreich mit Tränen.» Darum kommt die Forderung an Gott: «Kehre um! Schau unser Elend an und tue endlich etwas!»
Wir wissen nicht, ob sich die Lage des Volkes damals geändert hat. Aber eines wird klar: Wir dürfen so mit Gott reden, streiten und hadern. Und wir dürfen darauf hoffen, dass Gott unser Elend sieht und sich davon berühren lässt.
HERR, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf,
lass leuchten dein Angesicht, so ist uns geholfen!
Psalm 80, 20
Michael Rahn, Pfarrer