Was ihr braucht, ist Ausdauer, damit ihr den Willen Gottes erfüllen könnt und so das verheissene Gut erlangt. (Hebräer 10,36)
Ausdauer und Gott passen auf den ersten Augenblick schlecht zusammen. Hat uns nicht die Reformation gelehrt, dass wir uns die Zuwendung Gottes nicht erarbeiten müssen?
Dies ist allerdings ein Kurzschluss, der wohl stärker durch den Zeitgeist als durch die Reformation bedingt ist. Religion soll heute in möglichst mundgerechten Stücken dann konsumiert werden können, wenn es gerade passt. Aber das passt nicht zum Christentum.
Es war eine der bitteren Lektionen, die die zweite und dritte Generation von Christen, aus denen der Hebräerbrief stammt, lernen musste: Es läuft mit dem Glauben längst nicht alles so, wie man sich das wünscht. Man hofft zwar, dass Gott alle Probleme lösen möge und dass Gott einen selber zu einem besseren Menschen macht. Die Realität sieht häufig anders aus.
Es braucht Ausdauer, um an den bestehenden Problemen nicht zu verzweifeln und Ausdauer um an sich selber zu arbeiten. Christlicher Glaube ist ein Weg, der ein ganzes Leben lang dauert, ein Leben, das auch beschwerlich sein kann. Und das braucht Ausdauer.
Barmherziger Gott
Hilf mir, nicht zu verzweifeln,
nicht an den Umständen
und nicht an mir selber.
Sei du meine Kraft.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer