Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, Herr, wer könnte bestehen? Doch bei dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht dir dient. (Psalm 130,3.4)
Es ist in diesen Tagen nicht hip, über Sünde zu sprechen oder zu schreiben. Da haben die Kirche in der Vergangenheit wohl etwas übertrieben und ihrem grundsätzlich wichtigen Anliegen einen Bärendienst erwiesen. Denn eines ist klar: Jeder Mensch macht Fehler. Jeder Mensch braucht Vergebung.
Aber – mal ehrlich – gebärden sich heutige Klima- Gender- und andre -Aktivist*innen so anders als die früheren Sündenprediger? Mit hoch erhobenem Zeigefinger werden die Menschen auf ihr Fehlverhalten hingewiesen. Das Anliegen ist berechtigt, das Fehlverhalten der Menschen zum Teil offensichtlich. Aber die Frage bleibt, ob der Stil manchmal nicht eher kontraproduktiv ist.
Eines aber können die Aktivist*innen nicht, das können auch die Sündenprediger von damals und heute nicht: Sünden vergeben. Das kann nur Gott. Nur Gott kann Menschen die Last von den Schultern nehmen, die eine Schuld bedeuten kann. Nur Gott kann frei machen; frei, ihm zu dienen und nicht den verschiedenen Verlockungen, die uns in Abhängigkeit halten und zum Fehlverhalten verleiten.
Barmherziger Gott
Vergib mir, wo ich missgünstig, kleinlich oder gar böse war.
Danke, dass ich trotz meinen Fehlern zu dir kommen darf.
Amen.
Michael Rahn, Pfarrer