Meine Zeit steht in deinen Händen.
(Psalm 31,16)
Was? Die Zeit soll «stehen», sich also nicht bewegen? Genau das Gegenteil ist doch der Fall! Wir erleben die Zeit doch als «fliessend», als ewig in Bewegung und je nach Situation als sogar «Fahrt aufnehmend» und noch schneller voraneilend. Manche Momente wollen wir festhalten, damit das schöne Gefühl in dem Augenblick uns noch erhalten bleiben möge. Aber alles Bemühen kann die Zeit nicht aufhalten. Die Uhr tickt weiter.
Das, was aber immer im Hier und Jetzt bleibt, ist unser Körper. Mein Körper ist nie in der Vergangenheit und nie schon in der Zukunft. Aber meine Gefühle und meine Gedanken können das und sind das auch all zu oft. Ich erinnere mich an belastende Situationen und das beeinträchtigt meine Gegenwart. Ich plane Ereignisse in der Zukunft mit allen Risiken, die dann womöglich ein Umplanen erfordern. Und das wiederum beeinträchtigt meine Gegenwart.
Im Umgang mit Tieren, in meinem Fall vor allem mit Pferden – ist es von grossem Vorteil, ihnen im Hier und Jetzt zu begegnen – ohne die Belastungen von Vergangenheit und Zukunft. Wenn ich das einübe, erfährt das Tier eine grosse Zufriedenheit, die ihm Sicherheit und Beständigkeit vermittelt. Alle Anspannung wird abgelegt, beruhigender Frieden erfüllt das Miteinander.
In dem Psalmwort fühle ich mich in dem Sinne aufgehoben – im Hier und Jetzt bei Gott, in dessen Händen meine Zeit steht: geborgen in den Stromschnellen der Zeit.
Bettina Lukoschus, Pfarrerin
PS: Diese Überlegungen zur Begegnung mit Tieren entstammen der Trust Technique des Engländers James French.