Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden
und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,
so hoch ist seine Huld über denen, die ihn fürchten.
So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang,
so weit entfernt er die Schuld von uns. (Psalm 103,10-12)
Das Christentum hat in einem Punkt eine schlechte Presse. Es hat den Ruf, dass es den Menschen permanent ihre Schlechtigkeit und ihre Sünden vorhält und sie so klein macht. Ganz falsch sind diese Vorhaltungen nicht, wenn man in die Kirchengeschichte schaut.
Diese Psalmverse zeichnen ein anderes Bild. Sie malen Gott nicht mit dem Rechenschieber in der Hand und auch nicht mit dem Rohrstock. Sie reden zwar von Sünde, ja. Aber wer ist sich seiner Fehler nicht selber bewusst? Doch gerade diese Fehler und unsere Schuld können das Verhältnis zu Gott nicht kaputt machen, weil Gott dieses Verhältnis nicht über Schuld und Sünde, sondern über sein Erbarmen definiert.
Und plötzlich werden die Menschen nicht mehr niedergedrückt, sondern können erlöst aufatmen.
Lobe den Herrn, meine Seele,
und alles in mir seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat.
(Psalm 103,1.2)
Michael Rahn, Pfarrer