Die Philister verfolgten Saul und seine Söhne, und sie erschlugen Sauls Söhne Jonathan, Abinadab und Malkischua. Um Saul selbst entstand ein schwerer Kampf. (1. Samuel 31,2-3)
Dominik Sauerländers schönes neues Büchlein über die «Reformation in den Freien Ämtern» ist voll von Daten und Fakten, die ich lese – und sofort wieder vergesse. Die messbare Zeit war noch nie meine Stärke, und welche Mächte genau mit wem verbündet, verfeindet oder sonst irgendwie liiert sind, hat mich noch selten interessiert.
An einer Stelle bin ich aber hängen geblieben: als reformierte Berner Truppen Mitte Oktober 1531 ins Kloster Muri einfielen, ermordeten sie dort den Hofnarren des Abtes (Seite 56).
Wieso gerade ihn? Hat er versucht, seinem Brötchengeber, dem Abt von Muri, das Leben zu retten? Stand er den wackeren Bernern im Weg? Haben sie ihn mit einem träg-bedrohlichen «He, du Löu!» zuerst aus dem Weg scheuchen müssen? Hat er sich einen letzten Spass mit ihnen erlaubt, bevor auch für ihn fertig lustig war?
Alles Spekulation. Bevor die Philister den israelitischen König Saul in einem schweren Kampf erschlugen, wie es heisst, ermordeten sie seine Söhne; so ganz nebenbei, bevor es dann zur Sache ging. Als David, der Thronfolger, davon erfuhr, brach er in eine heftige Klage aus. Jonathan war sein Freund, sein Geliebter, gewesen, und Davids Trauer um ihn berührt bis heute mehr als jede Militärgeschichte.
Hofnarr von Muri, wie lieb bist du mir.
Krank ist diese Welt / von ihrem Kampf und Leid.
O lös die Rätsel auf, / komm, tiefe Seligkeit.
(Kirchengesangbuch Nr. 858)
Hansueli Hauenstein, Pfarrer