Sein Vater sah ihn schon von Weitem kommen und hatte Mitleid mit ihm. Er lief seinem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. (Lukas-Evangelium 15, 20b)
Die Ecke – Tages-Anzeiger 17. Mai 2021
Die Eltern freuen sich über
die Rückkehr des verloren
geglaubten Sohnes, der auf
der Türschwelle steht. – «Hallo,
ich wollte nur kurz mein
Impfbüchlein holen.» (mrs)
„Die Ecke» im Tages-Anzeiger ist mir jeweils eine willkommene Lektüre: auf wenig Platz viel Anregendes. Hier der Bezug zu einer der bekanntesten Geschichten der Bibel: «Der verlorene Sohn», wie sie früher ziemlich wertend genannt wurde. Heute steht als Titel in den Bibelausgaben etwas neutraler eher: Das Gleichnis vom Vater und seinen beiden Söhnen.
Wie aber bringt uns „Die Ecke“ hier zum Schmunzeln und Nachdenken? Vielleicht, weil man eine familieninterne Sensation in biblischen Dimensionen erwartet? Der Sohn, vor Jahren schon im Streit ausgezogen, ewig nichts gehört und jetzt steht er vor der Tür, um … um Vergebung zu bitten? Nein, nur um sein Impfbüchlein zu holen. Nichts weiter. Immerhin hat ihn die Covid-Impfung den Weg nach Hause geführt. Wie geht die Geschichte wohl weiter?
Bettina Lukoschus, Pfarrerin